In der vergangenen Sitzung der Gemeindevertretung teilte Bürgermeister Manuel Rosenke mit, dass die Sparkasse Gießen ihre Zusage für einen Servicepunkt (kleines quadratisches Gebäude mit einem Geldautomaten) auf der Jägersplatt zurückgezogen hat. Die Zusage hatte die Sparkasse gegeben, nachdem der Geldautomat im Ortskern abgebaut wurde. Der Servicepunkt ist für den Parkplatz des im Bau befindlichen Nahversorgers vorgesehen. Die Bauarbeiten laufen und bevor der Parkplatz fertiggestellt wird, sollten mindestens die Leerrohre für die Strom- und Internetanbindung des Geldautomaten verlegt werden. Rosenke teilte mit, die Sparkasse begründe ihren Rückzug mit den zahlreichen Automaten-Sprengungen im Kreis Gießen und sehe die Sicherheit der Anwohner gefährdet.
Diese Begründung der Sparkasse ist aus Sicht der Freien Wähler nicht haltbar. Die Sparkasse Gießen ist in öffentlicher Trägerschaft, zu dessen Aufgaben die Bargeldversorgung der Bevölkerung gehört. „Dass Geldautomaten gesprengt werden, ist kein neues Problem. Das darf nicht dazu führen, dass die Sparkasse Gießen die Bargeldversorgung einstellt. Wir wissen, dass die Versicherungssummen für die Servicepunkte angestiegen sind. Deshalb gehen wir davon aus, dass die Errichtung eines Geldautomaten im Anneröder Neubaugebiet schlichtweg zu teuer ist für die Sparkasse“, so Jörg Brück, Mitglied der Gemeindevertretung. „Die Sparkasse Gießen hat jüngst ihren positiven Jahresbericht 2021 veröffentlicht. Die Bilanz sieht top aus, trotz Corona. Das heißt, die finanziellen Mittel sind vorhanden.“ Ein weiterer Grund, warum die Freien Wähler den Rückzug von der bereits getroffenen Zusage nicht nachvollziehen können.
Dass die Sparkasse in einem Servicepunkt ein Sicherheitsproblem für die Bevölkerung sieht, ist für die Freien Wähler ein ebenso fadenscheiniges Argument. „Wenn die Sparkasse in ihren Geldautomaten eine Gefahr für die Anwohner sieht, sollten sie ihr Sicherheitskonzept überdenken und alles unternehmen, um die vorhandenen Standorte sicher auszustatten. Wenn die Gefahr so groß wäre, müssten doch alle Geldautomaten abgebaut werden. Das kann doch nicht der wahre Grund sein“, ergänzt Ulrike Bell-Rieper, stellv. Fraktionsvorsitzende und Mitglied der Gemeindevertretung.
Aktuell sind die Sparkassenfiliale und der Geldautomat im Nachbarort Steinbach außer Betrieb. Die nächsten Filialen sind in Pohlheim und Reiskirchen, die nächste SB-Filiale in Alten-Buseck. Auf der Jägersplatt entsteht ein attraktives Wohngebiet und ein Marktplatz mit einem Nahversorger, einer Kindertagesstätte und einer Tagespflegeeinrichtung. „Hier wird sich tagsüber das Leben abspielen. Dazu gehört auch eine wohnortnahe Bargeldversorgung. Corona hat uns gezeigt, dass immer mehr online-Banking und digitale Zahlungsmöglichkeiten verwendet werden. Aber das ist nicht die Lösung für alle Bürgerinnen und Bürger. Es gibt immer noch viele Bereiche, in denen Bargeld gebraucht wird. Nachdem in der Ortsmitte bereits zuerst die Filiale geschlossen und anschließend auch noch der Geldautomat entfernt wurde, war das ein herber Schlag für viele Sparkassenkunden“, fügt Jörg Brück hinzu.
Die Freien Wähler Fernwald werden an diesem Thema dranbleiben und nach Lösungen suchen. In der Sitzung der Gemeindevertretung haben sie Bürgermeister Rosenke aufgefordert, nochmal mit der Sparkasse ins Gespräch zu gehen. Zu Beginn hatte die Volksbank Mittelhessen ebenso Interesse an einem Geldautomaten-Standort im Neubaugebiet geäußert. Aus Sicht der Freien Wähler könnte ein gemeinsamer Standort beider Banken ein sinnvoller Weg sein.